Differenzialdiagnostik
Egal ob einfacher Schnupfen oder Thoraxschmerzen. Bei jedem Leitsymptom sollte man strukturiert vorgehen und verschiedene Differenzialdiagnosen ausschließen oder bestätigen.
Die Differenzialdiagnostik gehört mit zur Königsdisziplin in der Medizin.
Differenzialdiagnostik 10 Tipps 💡
Damit du in Zukunft noch mehr Sicherheit in der Differenzialdiagnostik gewinnst, haben wir für dich 10 Tipps zusammengestellt:
1. Strukturiertes Vorgehen:
Gehe immer strukturiert vor. Beginne mit einer systematischen und fokussierten Anamnese und Untersuchung. So vergisst du keine Punkte und behältst den Überblick.
2. Lebensbedrohliche Differenzialdiagnosen im Blick behalten:
Behalte potenziell lebensbedrohliche Diagnosen im Hinterkopf, bewerte sie frühzeitig und schließe sie nicht voreilig aus.
3. Häufiges ist häufig:
Konzentriere dich zunächst auf häufig vorkommende Diagnosen, um den Fokus zu wahren und nicht in unwichtigen Details verloren zu gehen. Bei dem Leitsymptom Luftnot und einer vorbestehenden Herzinsuffizienz ist ein kardiales Lungenödem wahrscheinlicher als z.B. eine pulmonale Beteiligung im Rahmen eines Goodpasture-Syndroms (Vaskulitis).
4. Patient:innenaussagen kritisch hinterfragen:
Hinterfrage die von den Patient:innen dargebotenen Informationen kritisch, da Wahrnehmungsverzerrungen möglich sind. Achte trotzdem darauf, stets einfühlsam zu kommunizieren und nehme die Aussagen der Patient:innen immer ernst.
5. Medikationsgeschichte als Hinweis nutzen:
Berücksichtige die aktuelle Medikation als wichtige Quelle für mögliche Begleiterkrankungen oder Risikofaktoren, z.B. doppelte Plättchenhemmungals Hinweis für ein Koronarstenting oder die Einnahme von NSAR und Cortisol als Risikofaktor für einen gastrointestinalen Ulcus.
6. Besonnenheit und Reflexionszeit:
Bewahre in akuten Situationen Ruhe und nehme dir Zeit zum Nachdenken. Reflektiere mögliche Diagnosen und handele bedacht.
7. Therapie auch ohne finale Diagnose möglich:
Falls die exakte Diagnose nicht sofort klar ist, kannst du dennoch adäquate Erstmaßnahmen ergreifen. Z.B. ist es immer sinnvoll, die Patient:innen zu beruhigen und ihnen Sicherheit zu vermitteln. Weiterhin kann z.B. bei Luftnot und einer geringen Sauerstoffsättigung in der Pulsoxymetrie Sauerstoff verabreicht werden.
8. Kontinuierliche Reevaluation:
Evaluiere und passe die Diagnose und Therapie kontinuierlich an, selbst nach eingeleiteten Maßnahmen. Beachte die Reaktion der Patient:innen auf die Therapie. Eine Verschlechterung oder eine Verbesserung nach einer Therapieeinleitung gibt wichtige Hinweise.
9. Übung macht den Meister:
Es ist nicht immer leicht auf die richtige Diagnose zu kommen. Übung und eine kontinuierliche Weiterbildung sind daher entscheidend. Weiterhin solltest du lernen Unsicherheiten zu akzeptieren. Es ist nicht immer möglich eine Diagnose mit 100%-iger Genauigkeit zu stellen. In einigen Fällen kommt es zu einer Besserung nach einer Therapie, ohne dass eine Diagnose gestellt werden konnte.
10. Kommunikation im Team:
Tausche dich im Team aus, um die Arbeitsdiagnose gemeinsam festzulegen. Kommuniziere offen und tausche euch mit erfahrenen Kolleg:innen aus. Auch erfahrene Kolleg:innen machen Fehler. Scheue dich nicht, die Diagnose oder das Vorgehen zu hinterfragen. Du solltest dabei jedoch immer freundlich bleiben und konstruktive Kritik äußern.
Dein Team Medi Know 🖤