Vorhofflimmern oder Vorhofflattern: So unterscheidest du ein Vorhofflimmern von einem Vorhofflattern 🔎

Welche Aussage stimmt?

1. Ein Vorhofflimmern entsteht in der Regel durch eine kreisende Erregung um den cavotrikuspidalen Isthmus

2. Ein Vorhofflimmern ist durch unregelmäßige QRS-Komplexe zu erkennen. Bei einem Vorhofflattern liegen in der Regel regelmäßige QRS-Komplexe vor

3. Ein Vorhofflattern weißt immer eine isoelektrische Linie auf

4. Vorhofflimmern und Vorhoffllattern lassen sich im EKG nicht unterscheiden

Antwort am Ende 💡

 

Die Unterscheidung zwischen einem Vorhofflimmern und Vorhofflattern fällt vielen Anfänger:innen gar nicht so einfach.

Dabei ist es gar nicht so schwer beide im EKG zu erkennen!

Im Folgenden stellen wir dir die wichtigsten Merkmale dar, damit du in Zukunft weißt worauf du achten musst 😁

 

Vorhofflimmern Pathophysiologie:

Beim Vorhofflimmern kommt es zu einer unkoordinierten Erregungsausbreitung über die Vorhöfe. Hierbei spielen insbesondere Erregungszentren außerhalb des Sinusknotens und sogenannte Reentry-Kreisläufe eine entscheidende Rolle. In diesen Fällen wird der Rhythmus nicht mehr regelrecht vom Sinusknoten angegeben, sondern die Erregung entsteht meistens in der Nähe der Lungenvenen im linken Vorhof. In der Folge kommt es zu kreisenden Erregungen im Vorhof.

Vorhofflimmern Pathophysiologie

 

Vorhofflimmern im EKG erkennen:

Im EKG lässt sich aufgrund der ungeordneten Vorhofaktion keine regelrechte P-Welle mehr erkennen. Typisch für ein Vorhofflimmern sind unregelmäßige Flimmerwellen. Da die Erregungen durchgehend im Vorhof kreisen, sind diese Flimmerwellen über die gesamte EKG-Aktion verteilt. Die Flimmerwellen haben eine sehr hohe Frequenz, meistens über 300/min. Eine genaue Messung ist meistens nicht möglich. Da die Erregungsausbreitung ständig variiert, haben die Wellen eine wechselnde Form, Größe und Frequenz. Die Flimmerwellen sind im EKG am besten in den Ableitungen II und V1 erkennbar. Die QRS-Komplexe stellen sich unregelmäßig, aber normal konfiguriert dar. Die Überleitung der Flimmerwellen vom Vorhof über den AV-Knoten auf die Kammern läuft ebenfalls unregelmäßig ab. Es kommt daher zu einer absoluten Arrhythmie der Kammern. Bei einer Tachykardie spricht man von einer Tachyarrhythmiaabsoluta.

 

Vorhofflimmern EKG

 

Vorhofflattern Pathophysiologie:

Auch beim Vorhofflattern kommt es zu einer Erregungsbildung außerhalb des Sinusknotens und zu kreisenden Erregungen. Bei einer häufigen Unterform des Vorhofflatterns, dem sogenannten typischen Vorhofflattern, kommt es zu kreisenden Erregungen um die Trikuspidalklappe. Zwischen der V. cava inferior und der Trikuspidalklappe liegt der sogenannte cavotrikuspidale Isthmus (wichtig für die Ablationstherapie).

 

Vorhofflattern im EKG:

Das Vorhofflattern zeigt sich im EKG in Form von Flatterwellen. Aufgrund ihrer Form werden sie auch als Sägezahnmuster bezeichnet.

Die Frequenz der Flatterwellen liegt bei ca. 300 pro Minute. Sie sind am deutlichsten in den Ableitungen II, III und aVF sichtbar. Zwischen den Flatterwellen besteht keine isoelektrische Linie. Dies ist wichtig zur Differenzierung von Vorhofflatternund anderen atrialen Tachykardien. Die Kammerfrequenz liegt bei einem Vorhofflattern meistens um die 140 Schläge pro Minute. Im Gegensatz zu einem Vorhofflimmern ist die Vorhof- und die Kammeraktion rhythmisch. Durch die Filterfunktion des AV-Knotens wird nicht jede Vorhofkation auf die Kammern übergeleitet. Je nach der Überleitungsfrequenz unterscheidet man eine 1:1, 2:1, 3:1 und 4:1 Überleitung (für weitere Informationen siehe EKG-Skript). Es lässt sich weiterhin ein typisches (ca. 85%) von einem atypischen (ca. 15%) Vorhofflattern unterscheiden. Bei einem typischen Vorhofflattern verläuft die Erregung durch den cavotrikuspidalen Isthmus (siehe Pathophysiologie) entweder im Uhrzeigersinn (= „clockwise“) oder gegen den Uhrzeigersinn (= „counterclockwise“).

 

Vorhofflattern EKG

 

Unterschiede Vorhofflimmern und Vorhofflattern:

Vorhofflimmern und Vorhofflattern sind somit beide Herzrhythmusstörungen, die in den Vorhöfen entstehen. Das Vorhofflimmern äußert sich im EKG durch unregelmäßige Flimmerwellen, während das Vorhofflattern regelmäßige Flatterwellen aufweist. Beim Vorhofflimmern besteht somit eine absolute Arrhythmie der Kammeraktion. Beim Vorhofflattern ist die Kammeraktion regelmäßig. Bei einer wechselnden Überleitungsfrequenz können jedoch auch bei einem Vorhofflatern unregelmäßige QRS-Komplexe vorliegen. Die Flimmerwellen weisen eine wechselnde Form, Größe und Frequenz auf. Flatterwellen weisen meistens eine ähnliche Form, Größe und Frequenz auf.

 

Unterschied Vorhofflimmern und Vorhofflattern

 

Welche Aussage stimmt?

1. Ein Vorhofflimmern entsteht in der Regel durch eine kreisende Erregung um den cavotrikuspidalen Isthmus

2. Ein Vorhofflimmern ist durch unregelmäßige QRS-Komplexe zu erkennen. Bei einem Vorhofflattern liegen in der Regel regelmäßige QRS-Komplexe vor

3. Ein Vorhofflattern weißt immer eine isoelektrische Linie auf

4. Vorhofflimmern und Vorhoffllattern lassen sich im EKG nicht unterscheiden

Antwort 2. ist somit richtig 😁

 

Wir hoffen du konntest etwas lernen 😁
Dein Team Medi Know 🖤

 

EKG Auswertung Vorhofflimmern
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