Reanimationsleitlinien 2025: Die 9 wichtigsten Neuerungen für Rettungsdienst & Klinik

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Am 22. Oktober 2025 hat der European Resuscitation Council (ERC) die mit Spannung erwarteten Reanimationsleitlinien 2025 veröffentlicht. Für medizinisches Fachpersonal, Rettungsdienste und Intensivstationen ist dieses Update essenziell.

Die Quintessenz der Leitlinien 2025 lautet: Feinschliff statt Revolution. Der Fokus liegt auf der messbaren Qualität der Maßnahmen und der Einführung klarer physiologischer Zielparameter. Hier sind die neun entscheidenden Änderungen und neuen Praxis-Empfehlungen für Ihre tägliche Arbeit.



TOP 1: Die erweiterte Überlebenskette: Prävention als erste Stufe 🔗

 

Die Kette des Überlebens startet jetzt noch früher.

  • Neuerung: Stärkerer Fokus auf Prävention und Früherkennung (z. B. durch Telemedizin, Frühwarnsysteme, Aufklärung)
  • Bedeutung für Profis: Die Reanimation beginnt bereits vor dem Kollaps. Frühe Intervention bei Risikopatienten oder kritischen Zuständen (z. B. in der klinischen Überwachung) ist der effektivste Weg, den Herz-Kreislauf-Stillstand zu vermeiden

 

TOP 2: Basismaßnahmen (BLS): Qualität ist messbar 💓

 

Die Priorität bleibt die hochwertige, ununterbrochene Kompression und der frühestmögliche Einsatz des AED. Die Parameter werden präzisiert:

Kriterium ERC 2025 Anforderung
Frequenz 100–120/min
Tiefe 5–6 cm (beim Erwachsenen)
Entlastung Nach jeder Kompression vollständig entlasten (Recoil)
Unterbrechung So kurz wie möglich (<10 s)
Verhältnis 30:2 (ohne gesicherte Atemwegskontrolle)

 

TOP 3: Erweiterte Maßnahmen (ALS): Schockstrategie optimiert ⚡

 

Zur Erhöhung der Defibrillationseffizienz werden zwei Techniken forciert:

  • Vektorwechsel (Vector Change): Bei 3 erfolglosen Schocks bei einem refraktären schockbaren Rhythmus soll die Elektrodenposition von anterolateral auf anteroposterior gewechselt werden
  • Pre-Charging: Das Laden des Defibrillators soll bereits vor der Rhythmuskontrolle erfolgen, um die Hands-Off-Zeit auf ein Minimum zu reduzieren

 

TOP 4: Beatmung und Atemwege: Klare Parameter und etCO₂-Pflicht 🌬️

 

Die Beatmung während der Reanimation wird standardisiert und das Kapnographie-Monitoring wird zum obligatorischen Werkzeug zur Qualitätskontrolle.

  • Beatmungsparameter: 6–8 ml/kg KG mit einer Atemfrequenz von 10/min. PEEP von 0–5 cmH₂O
  • Atemwegshilfe: Bei supraglottischen Atemwegen (SGA) ist ein i-gel einem Larynx-Tubus vorzuziehen
  • Monitoring: etCO₂-Monitoring ist verpflichtend – zur kontinuierlichen Überprüfung der Reanimationsqualität und als Indikator für ROSC

 

TOP 5: Physiologisch gesteuerte Reanimation: Neue Zielwerte 🎯

Der wohl zentralste Punkt für das erweiterte Team: Die Qualität der Reanimation soll aktiv anhand objektiver Messwerte (physiologisch) gesteuert werden.

  • Zielwert Diastolischer Blutdruck: Ziel mindestens 30 mmHg (wenn invasive Blutdruckmessung etabliert ist). Dieser Wert korreliert direkt mit der Koronarperfusion und dem ROSC.
  • Zielwert etCO₂: Ziel mindestens 25 mmHg. Wird dieser Wert nicht erreicht, müssen Sie die Qualität der Kompression oder die reversiblen Ursachen überprüfen.

 

TOP 6: Post-ROSC-Diagnostik: Frühzeitige Ursachenabklärung 🧠

Nach ROSC muss die Ursache des Herz-Kreislauf-Stillstands (CA) schnell identifiziert werden, um eine erneute Ischämie oder einen erneuten CA zu verhindern.

  • Vorgehen bei STEMI: Sofortige Koronarangiographie ist Mittel der Wahl
  • Vorgehen bei unklarem CA: Bei fehlendem Koronarbefund oder V.a. nicht-koronare Genese ist ein Ganzkörper-CT inklusive CT-Pulmonalisangiographie (CTPA) zu erwägen (z. B. zum Ausschluss einer LAE)

 

TOP 7: Post-ROSC-Management: Temperaturkontrolle ❄️

Das Temperaturmanagement nach erfolgreicher Wiederbelebung wird angepasst.

  • Neuerung: Es wird ein aktives Vermeiden von Fieber empfohlen (Zieltemperatur maximal 37,5°C)
  • Wichtig: keine routinemäßigen präklinischen Kühlung mit schneller
    Infusion großer Mengen kalter intravenöser Flüssigkeiten unmittelbar
    nach ROSC

 

TOP 8: Besondere Umstände: Differenzierte Vorgaben ⚠️

Die Anpassung des Schemas an kritische Situationen wird präziser:

  • Trauma: Die Behandlung reversibler Ursachen (z. B. Spannungspneumothorax, Blutungskontrolle) hat höhere Priorität. Kompressionen sind nachrangig
  • Schwangerschaft (> 20. SSW): Die starre 5-Minuten-Regel ist aufgehoben. Wenn ROSC nicht innerhalb weniger Minuten erreicht wird, muss sofort mit der Perimortalen Sectio begonnen werden
  • Anaphylaxie: weiterhin 0,5 mg Adrenalin intramuskulär, Prednisolon nicht mehr standardmäßig empfohlen
  • Hypothermie: <30 °C nur einmal Adrenalin, weitere Gaben erst >30 °C in längeren Intervallen (auf 6–10 Minuten, da Stoffwechsel ↓)

 

TOP 9: Pädiatrie: Aktualisierte Algorithmen 👶

Wichtige Klarstellungen bei Kindern:

  • Gestapelte Schocks: Bei Kindern mit beobachtetem, schockbarem Rhythmus im überwachten Setting sind bis zu drei schnell aufeinanderfolgende Schocks (gestapelt) möglich
  • Status Epilepticus: Levetiracetam (40-60 mg/kg) wird als 2.-Linien-Therapie bei Nichtansprechen auf Benzodiazepine etabliert

 

Fazit & Ausblick

Die ERC Guidelines 2025 schärfen die Qualität der Maßnahmen und fordern eine engere, physiologisch gesteuerte Überwachung während der Reanimation. Für eine optimale Patientenversorgung ist die zeitnahe Implementierung dieser Updates unerlässlich.

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